Die Stadt Visoko

eine kurze Einführung in die Geschichte der Stadt und ihre Region

Die Stadt Visoko liegt rund 25 Kilometer nordwestlich von Sarajevo und hat in den letzten Jahren, durch die Entdeckung der Bosnischen Pyramiden, wieder an Bekanntheit gewonnen. Im Ortsteil Okoliste bei Visoko wurden zahlreiche Gegenstände einer jungsteinzeitlichen Siedlung der Butmir-Kultur (5.500 bis 4.500 v. Chr.) ausgegraben, welche sich heute im Nationalmuseum befinden. Im Jahr 2021 ist man durch Zufall bei der Stadt Zenica auf eine Nekropole aus der Eisen-und Bronzezeit gestoßen. In den Gräbern fand man neben Skeletten auch verschiedene Schmuckobjekte aus Bronze, die als Grabbeigaben dienten. In der Antike war der Balkan und seine Provinz Illyrien lange ein Teil des Römischen Reiches und somit mit vielen Handelswegen verbunden. Eine dieser römischen Hauptstraßen verlief von Salona (bei Split in Kroatien) bis zur Stadt Bistue Nova (das heutige Zenica), das ca. 40 km entfernt von Visoko liegt.

Im Mittelalter war Visoko selbst Krönungsort mit Sitz mehrerer bosnischen Könige und erreichte im 14. Jahrhundert seine Blütezeit. Einige Ruinen dieser Epoche sind heute noch zu besichtigen, unter anderem die Krönungskirche in Mile oder die Überreste der königlichen Burg Bobovac, die sich ca. 30km von Visoko befindet (siehe Bild). Im Jahr 1463 fiel Bosnien an das Osmanische Reich, welches durch Sultan Mehmed Fatih erobert wurde. Dieser ließ ein Dekret verfassen, in dem die Religionsfreiheit, sowie der Schutz der bosnischen Bevölkerung gewährleistet wurde. Diese Menschenrechtsdeklaration wird bis heute im Museum des Franziskanerklosters in Fojnica (30 km entfernt von Visoko) aufbewahrt. Mit Sultan Mehmed Fatih kam der Islam und mit ihm der Sufismus in diese Region.

Der Traum

Kurz bevor Sultan Mehmed Fatih Bosnien eroberte, hatte er laut Überlieferungen folgenden Traum: Er sah ein Feuer, das von drei Kalifen umringt war. Es handelte sich um Ebu Bakr, Osman und Ali. Der geistige Führer von Sultan Fatih, Šejh Akshamsaddin, mit bürgerlichem Namen Shamseddin Muhamed, deutete seinen Traum am nächsten Morgen wie folgt: Das Feuer bedeute, das in diesem Land die Flamme des Glaubens brennen wird. Ebu Bakr steht für die Aufrichtigkeit der Menschen, die den Glauben dem Reichtum vorziehen werden. Osman stände für eine große Anzahl von Gelehrten, die Moral mit sich bringen werden. Das Erscheinen von Ali wiederum ließe darauf schließen, dass dieses Land viele Kriege durchleben wird. Šejh Akshamsaddin fügte bei seiner Deutung noch hinzu, wie Schade es doch sei, dass der Sultan nicht Omer anstatt Ali im Traum gesehen habe. So prophezeite er, dass es in Bosnien nie Gerechtigkeit geben wird und die Menschen dort immer kämpfen werden müssen. Leider hat sich der Traum von einst auf grausamste Art und Weise bewahrheitet.

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